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Die Entwendung der Fresken von Bruno Schulz

Foto: Postup

Am 21. Mai 2001 sind aus der Villa in Drohobytsch, in der waehrend des Zweiten Weltkrieges der "Bevollmaechtigte fuer Judenfragen" Gestapooffizier Felix Landau gewohnt hat, die Wandfresken verschwunden, die der Schriftsteller, Philosoph und Graphiker Bruno Schulz waehrend seiner letzten Lebensmonate angefertigt hatte.

Im Laufe von drei Tagen wurden die Fresken fachmaennisch von den Wohnungswaenden abgenommen. Als Entschaedigung bekam das alte Ehepaar, das jetzt in dieser Wohnung zu Hause ist, eine Summe von 100 US Dollar. Wie sich spaeter herausstellte, wurden die Fresken von Mitarbeitern des Jerusalemer Instituts „Yad Vashem" abgenommen und nach Israel gebracht. Auf den Vorwurf der illegalen Ausfuhr ukrainischen kulturellen Eigentums wies die Pressesprecherin von "Yad Vashem", Iris Rosenberg, in einer offiziellen Stellungnahme darauf hin, dass die Konservatorengruppe unter der Leitung des "Yad Vashem"-Mitarbeiters Mark Schreibermann eine (nicht notariell beglaubigte) Schenkungsurkunde von den Wohnungseigentuemern und eine offizielle Erlaubnis von der Drohobytscher Stadtverwaltung erhalten haette. Der Buergermeister von Drohobytsch, O.Radsiewskyj, streitet seine Beteiligung an dieser Sache voellig ab. Vorlaeufig bleibt unklar, auf welchem Wege (mit Hilfe von Diplomaten oder Zollbeamten) das kostbare Frachtgut die Ukraine verlassen hat. Haben wir es in diesem Fall mit Diebstahl, mit Korruption oder mit beidem zu tun?

Der Direktor der Lemberger Gemaeldegalerie B.Woznyzkyj hat zur fachlichen Bewertung der Schaeden durch die Abnahme der Fresken unabhaengige polnische Experten (insbesondere die Konservatorin des polnischen Nationalmuseums, Agnieszka Kijowska, die die ersten Fragmente der Fresken aufgedeckt hatte)nach Drohobytsch eingeladen. Bekannt ist, dass die Zeichnungen von zwei Waenden des frueheren Kinderzimmers entfernt worden sind, die Fresken an der dritten Wand und moeglicherweise auch in anderen Raeumen des Gebaeudes verblieben unter Putz.

Noch vor der Entwendung der Fresken hatte die deutsche Krupp-Stiftung angekuendigt, dass sie 300 000 US-Dollar fuer den Umzug der Bewohner der fuenf Wohnungen der Villa und zur Gruendung eines Versoehnungszentrums bereitstellen werde. Dazu sollten ein Bruno Schulz Museum, ein Forschungszentrum zur Untersuchung der Geschichte der zwischenethnischen Beziehungen in Drohobytsch, ein Konferenzsaal und Gaestezimmer fuer auslaendische Wissenschaftler gehoeren, die ueber das multikulturelle Erbe Galziens forschen und publizieren.